Körper- und Bewegungserfahrungen unterstützen Kinder dabei, ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstvertrauen aufzubauen sowie sich als selbstwirksam zu erfahren. Zudem unterstützen sie Kinder in der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen. Bei Rangelspielen konkret setzen sich Kinder bewusst mit ihrem Gegenüber auseinander und erproben die Grundregeln des Sozialverhaltens. Die Kinder erfahren hier:
- sich auf spielerisches Kämpfen einzulassen,
- bewusst den ganzen Körper und die ganze Körperkraft einzusetzen,
- gegenüber der Spielpartnerin bzw. dem Spielpartner verantwortungsbewusst zu handeln,
- gemeinsame Regeln bei kämpferischen Spielen festzulegen,
- Regeln gegenüber anderen Kindern einzuhalten,
- mit Sieg und Niederlage in spielerischen, körperlichen Auseinandersetzungen umzugehen,
- die Kooperationsbereitschaft zu fördern und
- über die Erlebnisse bei körperlichen Spielen zu reflektieren und sich darüber auszutauschen.
Gemeinsam Regeln vereinbaren
Erarbeiten Sie gemeinsam mit den Kindern Regeln für die Rangelspiele und überlegen Sie, wie sich faires Rangeln gestalten lässt. Mögliche Regeln könnten folgende sein:
- Wir tun unseren jeweiligen Partner:innen nicht weh.
- Wenn jemand „Stopp“ ruft, unterbrechen wir das Rangeln.
- Ich fasse einem anderen Kind nicht an bzw. um den Hals.
- Ich verhalte mich allen gegenüber so, wie ich mir wünsche, dass andere mich behandeln.
- Nicht erlaubt sind: treten, schlagen, kneifen, kratzen, beißen, an den Haaren ziehen, ruckartig ziehen usw.
- Bei einer Regelverletzung gibt es bspw. eine Auszeit. Nach Ablauf der Auszeit tauschen die Kinder ggf. ihre Partner:innen.
Ihnen als pädagogische Fachkraft obliegt während des Ringen und Rangelns die Gesamtaufsicht. Sobald die Kinder mit den Regeln gut vertraut sind, können Sie die Aufsicht auch an ältere Kinder übertragen, um sie an Eigenverantwortung zu gewöhnen.
Den Rahmen setzen
Festgelegte Rituale eignen sich, um den Rangelspielen einen Rahmen zu geben, z.B.:
- Ein gemeinsam gesprochener Vers am Anfang und am Ende der Stunde, bei dem sich alle im Kreis an den Händen fassen und sprechen:
Wir reichen uns die Hände
am Anfang und am Ende.
Wir halten alle Regeln ein
und kämpfen fair, denn das muss sein!
- Ein Gong oder eine Klangschale kennzeichnet den Anfang und das Ende eines Spiels.
- Durch Verbeugen oder Handschlag zeigt jedes Kind seinem Gegenüber, dass es sich fair verhalten will.
- Planen Sie am Ende einer Einheit ausreichend Zeit für eine Reflexion ein und machen Sie ggf. eine Gruppenmassage (s. Download).
Miteinander rangeln
Folgende Ideen bieten sich als Einstieg für Rangelspiele an:
- Mauerziehen: Legen Sie ein langes Seil in die Mitte des Raumes. Es stellt die „Mauer“ dar. Immer zwei Kinder stehen sich gegenüber und umfassen das rechte bzw. linke Handgelenk des anderen Kindes. Auf Ihr Signal hin versuchen nun die Kinder, das jeweils andere über die „Mauer“ zu ziehen.
- Keulenstoßen: Immer zwei Kinder stehen sich gegenüber und stellen Turmkeulen zwischen sich. Beide Kinder umfassen mit ihrer rechten Hand das rechte Handgelenk des anderen Kindes. Nun versuchen sie, jeweils das andere Kind dazu zu bringen, die Keulen umzuwerfen, indem sie sich hin- und herziehen. Gelingt dies, stellen sie die Keulen wieder auf, und das Spiel beginnt von Neuem.
- Aufstehen oder hinsetzen: Ein Kind sitzt auf dem Boden und stützt sich mit einer Hand ab, ein anderes Kind steht davor. Beide reichen sich jeweils eine Hand. Auf Ihr Signal hin versucht das stehende Kind, das sitzende zum Aufstehen nach oben zu ziehen. Das sitzende Kind versucht hingegen, das stehende zu sich auf den Boden zu ziehen. Die Kinder wechseln die Positionen, sobald eins es geschafft hat, das andere Kind auf seine Höhe zu ziehen, oder bspw. bis eine Minute vorüber ist.
- Rausgeworfen: Eine Gymnastikmatte stellt eine „Wohnung“ dar, aus der ein Kind einen „Dieb“ herausdrängen möchte. Zwei Kinder stellen sich gegenüber voneinander auf die Matte, legen dem jeweils anderen Kind die Hände auf die Schultern und versuchen, sich gegenseitig von der Matte zu drängen. Wer zuerst bspw. mit dem Fuß den Boden außerhalb der Matte berührt, hat verloren.
- Fallobst: Zwei Kinder stehen sich auf einer Langbank gegenüber und halten gemeinsam einen Medizinball fest. Durch Schieben versuchen beide, das jeweils andere Kind von der Langbank zu drücken, sodass es wie „Fallobst“ herunterfällt.
- Bratwurst: Ein Kind spielt die „Bratwurst“ und liegt bäuchlings ausgestreckt auf einer Matte. Ein anderes Kind kniet daneben und versucht, die „Bratwurst“ zu wenden und auf den Rücken zu drehen. Diese macht sich steif und kämpft dagegen an.